Im Osten geht die Sonne auf (und MZetten unter …)

 
Der Sommerurlaub 2013 sollte etwas Besonderes werden: Mit dem URAL- und dem MZ – Gespann ein Familienausflug bis in die Tatra oder gar nach Krakau.

So gingen wir die Sache an, packten die Gespanne und kamen bald ins Verkehrsgewühl von Salzburg. Klar, wir fuhren keine Autobahn, und das Navi meinte, dass man von Penzberg nach Maissau unbedingt durch Salzburg müsse.

Maissau? Was ist Maissau?

Maissau liegt in Österreich, ca. 20 km nordnordöstlich von Krems an der Donau und unweit der tschechischen Grenze.

Irgendwann in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts fanden Hobby – Mineralogen in den Äckern rund um das Weinbau – Dörflein seltsame violette Steine, und bald wunderten sich die Bauern, dass ihre Äcker immer mehr durchgewühlt wurden.

Sie konnten zwar leckeren Wein produzieren, wussten aber nicht, dass sie ihre Feldwege mit Amethyst – Bröseln gepflastert hatten.

Damit dieser Fundort nicht innerhalb kürzester Zeit ausgebeutet und zerstört würde hat man dann das Gelände abgeriegelt und ein Schaubergwerk daraus gemacht. So bleibt der wundervolle Bänderamethyst erhalten und lockt Touristen sogar auf dem URAL – Tourist an.

Pause bei Melk / Donau Wir tuckerten also ohne besondere Vorkommnisse durch Österreich, erreichten bei Kloster Melk die Donau, und überquerten diese dann bei Krems. Direkt an der Donaubrücke wies uns ein Schild auf ein Motorrad – Museum hin.
Dominic auf MZ im Weinviertel

Bald wand sich die Straße durch nette Hügel, durch kleine Weindörflein, an den Wirtshäusern hingen schon die „Buschen“, ein Hinweis auf neuen Wein.

Wild hupend machte mich Dominic auf ein Dnepr – Gespann aufmerksam, das da unter einem Vordach geparkt war. Diese Information wurde später noch sehr wichtig …

In der Dämmerung erreichten wir dann Maissau, und schlüpften dort im  Amethyst - Hotel und Landgasthof "Zum Naderer“ unter.

Die sehr zuvorkommende Dame des Hauses wies uns bewachte und geschützte Parkplätze hinter dem Haus zu. Beim Schieben der MZ aus einer Parklücke bemerkte Dominic seltsame Geräusche aus der Gegend des Hinterrades. Er tippte auf die Kette, mein Bauchgefühl meldete eher Unangenehmeres.Spät am Abend hatte die benachbarte Buschenschänke noch offen – und wir schliefen ziemlich gut danach. Auch nach dem Aufstehen konnten wir nicht über die Qualität des gehabten Weines klagen.
Im Amethyst - Schacht Ziemlich gespannt wanderten wir am nächsten Morgen in Richtung Amethystwelt, und wurden von der Kassa empfangen. Das Kassagebäude enthält auch alle notwendigen Einrichtungen um Leib und Seele auf den Besuch der Attraktion vorzubereiten. Esoterik und Schönheitssinn kommen nicht zu kurz, alles kann mit Schwingungen und Strahlungen geheilt werden. Wer meint, dass er nix zu heilen hat wird eines Besseren belehrt.
Das eigentliche Amethyst – Erlebnis lässt noch etwas auf sich warten: In einer Empfangshalle wurden wir erst einmal multimedial beschallt und bebildert: Schon die alten Ägypter wussten den Amethyst zu schätzen – und zuletzt äußern sich auch noch mir völlig unbekannte österreichische Promis über die Leinwand wie toll so ein Amethyst ist – ich hab‘s schnell wieder vergessen.
Dann folgt der Einstieg in den Schacht und hier wird es wirklich fantastisch: Der Bänderamethyst zieht sich über etliche Meter Höhe und Länge durch den Stollen, die Erklärungen sind wirklich gut, und an den Wänden hängen wundervolle geschliffene Platten aus dem Stein.  
Bänder - Amethyst poliert Bänder - Amethyst
bloß nicht anfassen!

Wieder am Tageslicht geht es weiter in eine Mineralienausstellung, die ebenfalls Exponate vom Feinsten zeigt.

 

Ringsum ein Park mit Kraftplätzen, Strahlungszonen, und Plätzen die besonders auf die Chakren wirken. Mein ausgeprägtes Bauchchakra fühlte sich besonders wohl, vor allem der Gedanke auf den abendlichen Besuch eines der umliegenden Heurigenlokale warf seine Strahlen voraus.
Weinkeller bei Krems

Am nächsten Tag widmeten wir uns dem knirschenden Hinterrad der MZ: bereits beim Radausbau fielen uns die Kugeln entgegen. Woher ein neues Lager bekommen?

Die Dame des Hauses gab uns hilfsbereit Adressen, und da war ja noch das Dnepr – Gespann: wer so etwas am Leben hält der weiss auch wo man Radlager herbekommt. Wir fuhren hin, und die freundlichen Leutchen gaben uns die Adresse eines Normteilehändlers in Krems, sowie eines befreundeten Motorradschraubers.

Auf der Fahrt nach Krems passierten wir auch viele kleine Weinkeller direkt am Fuß der Weinberge.

In Krems gab es die Lager mit einem Handgriff aus dem Regal, in der besagten Schrauberwerkstatt wurde uns auch fix geholfen, und flugs war das Hinterrad wieder drin.  Das musste natürlich abends dann beim Heurigen gefeiert werden.
Oberhalb Krems Dann war da ja noch das Motorradmuseum in Krems: Wir fuhren hin. Es war geschlossen, ein Zettel wies aber darauf hin, dass auf Anforderung eine freundliche Seele käme und aufsperren würde. Wir riefen an, und in Rekordzeit war ein recht alter Herr da. Der hatte das Telefonat garnicht mitbekommen, aber unseren URAL Tourist und das MZ-ETZ Gespann stehen sehen und wusste, da kamen Kunden.

Nie habe ich soviele verschiedene Boxermotoren auf so engem Raum gesehen: der kleinste war ein 350er 4Takter …

Die anderen Ausstellungsstücke waren vom Feinsten.

Auf Ingeborgs Bemerkung er als Rentner habe ja Zeit für sowas meinte er nur: „Na, ka Zaad hob i ned. Ois Rentna leb i von da Kunst.“

Ingeborg führte ihr Unverständnis auf ihre norddeutsche Herkunft zurück, der Angesprochene erklärte den Spruch aber anders: „a jeda kimmt und frogt: `Kunst ma moi heifa?`“

Motorrad-Museum Krems-Egelsee

www.motorrad-museum.at/

Über die grünen Hügel des Weinviertels ging es zurück, jedoch nicht sehr weit. Dominic beklagte sich, dass er fast jedes Mal beim Schalten totale Probleme hätte, und welchen Gang er gerade erwische hinge mehr vom Zufall als vom Wollen des Fahrers ab. Ich testete das Fahrzeug, und mir ging es genauso. Ich tippte auf verschlissene Schaltgabeln, da muss der Motor auseinander, unterwegs geht das wohl kaum.

Damit in die Hohe Tatra?

Wir konnten froh sein wenn wir ohne gelben Engel nach Hause kämen – Abbruch.

Frust.

Der nächste Tag sah uns dann an der Donau entlang tuckern, unter Vermeidung allzugroßer Steigungen um die Schalterei zu minimieren.
Wir beschlossen in Simbach am Inn noch einmal zu übernachten, Dominic war sichtbar fertig mit der Welt. Wir fanden ein sehr solid aussehendes Gasthaus, welches auch offen hatte. Riesengroß, 2 Autos vor der Türe, und ein paar Fahrräder.
Hier erlebte ich etwas was mir schon lange nicht mehr passiert war:   Man sah unsere (durchaus wertigen) Motorradsachen, und das Haus war sowas von überbelegt – leider gar kein Platz mehr frei.

Die Adresse:
Moosbräu Gasthaus Pension
Pfarrkirchner Straße 27
84359 Simbach am Inn

Wir wünschen viel Spaß.

In Marktl genau das Gegenteil: Man bot uns Garagen für die Gespanne an. Das Essen war lecker, das Bier gepflegt.

Die Adresse:
Gasthof Hummel
Hauptstraße 34
84533 Marktl
 So sieht das aus wenn alles an seinem Platz sitzt.

Ohne Zwangsstopp schafften wir es Tags darauf zurück nach Hause. Drei Stunden später war der Motor der MZ zerlegt:

Ursache des Malheurs: Es waren nicht die Schaltgabeln; eine beschissene kleine 6er Senkkopfschraube hält eine Scheibe, die wiederum die Schaltarretierung (den berühmten „Pizzaschneider“) an Ort und Stelle hält. Diese Schraube hatte sich gelockert (ich hatte diesen Motor noch nie auf! Ich schwör’s!) und die Schaltarretierung arretierte nicht mehr. Ein Teil für 5 Cent hatte unseren Urlaub gestoppt.