Ostkurve 2018 - einmal rund um Polen 

Zwei besonders im Forum URALFAHRER.de aktive Freunde haben eine Tour rund um Polen geplant und ich bin mitgefahren.

Das Fahrzeug: URAL - Tourist - Gespann 750, Baujahr 2010.
Kilometerstand vorher: 40703,
Kilometerstand nachher: 44054
also 3351 km (nach URAL - Tachometer)
Benzinverbrauch: 5,5 - 6 Liter / 100 km (mit neuem Luftfilterkasten der Einspritz - Modelle)
Ölverbrauch: 0,5 Liter auf der ganzen Strecke
Probleme: keine.


15.08.2018:

Hier die gesamte Tour auf einen Blick:
Ich ließ die ganze Tour lang das Navi aufzeichnen, das Bild zeigt also den genauen Verlauf der Tour (bis auf eine Wackelkontakt-Lücke im Erzgebirge).

Wir trafen uns also in dem kleinen Ort Glashütten nahe Bayreuth, um von dort mit 6 URAL - Gespannen in Richtung Polen aufzubrechen.


16.08.2018

Erste Station sollte der kleine Ort Geyer im Erzgebirge sein, direkt an den Sprungschanzen, an denen sehr viele der deutschen Skisprung - Asse ihre kunst gelernt haben, sehr zum berechtigten Stolz des Wirts, der auch der Trainer ist.


ehemaliger Tagebau, im Hintergrund Braunkohlekraftwerk, im Vordergrund eine neu gebaute Marina.
17.08.2018

Wenn ich für polnische Orte deutsche Namen mit angebe hat das mit Revisionismus nichts zu tun, ich schreibe auch Mailand oder Florenz ...

Krosno Odranskie / Crossen an der Oder  war unser nächstes Ziel.
Wir durchquerten das Erzgebirge, machten über Königstein und Bad Schandau einen Schlenker ins Elbsandsteingebirge, aßen dort zu Mittag und fuhren dann durch die Lausitz nach Bad Muskau. Dort ging es über die Grenze nach Polen hinein, eine 650er URAL spuckte einen Zylinder weg und wir fuhren zurück nach Bad Muskau, die 650er im Schlepp. Das Moped wurde vom ADAC abgeholt, die Ein-Mann-Besatzung fand einen Beiwagen und das Gepäck wurde verteilt.
Ein erneuter Anlauf über die polnische Grenze gelang, und die Gespanne brummten nach
Krosno Odranskie.

leider ist das Bild vom Dröhnen der URAL - Motoren verwackelt worden, gibt aber dennoch einen guten Eindruck.

hier ein Plan der Anlage bei Boryszyn / Burschen : in den 32 km langen Gängen werden Führungen angeboten.

Kilometerlange Alleen ermöglichten entspanntes Cruisen im Schatten. Daneben kühlten immer wieder Teiche und Seen die Luft, auch ein Kanal begleitete uns ein Stück.
18.08.2018

Der nächte Tag führte uns nach
Sępólno Krajeńskie
(ehemals Zempelburg)
Recht bald nach der Abfahrt aus Krosno Odranskie führte uns die Tour in den pommerschen Wald. Mein Navi kannte die Wege, mit dem Auto wäre Manches aber nicht befahrbar gewesen: bereits nach 50 Metern steckte das erste Gespann im Sand fest. Mit etwas Anlauf schaffte mein Mischa das Stück, ab da ging es dann meist auf festgefahrenem Sand weiter. Hier und da traten auch Spuren einstiger Pflasterung zutage, im Sand fuhr es sich aber materialschonender.












Plötzlich tauchten Hinweisschilder zur deutschen Vergangenheit auf:
Festungsfront Oder-Warthe-Bogen
Hier sind kilometerlange unterirdische Gänge erhalten, und ein paar Panzerkuppeln, die einem Angriff der bösen Russen standhalten sollten. Die Russen kamen aber nicht, stattdessen überfielen unsere Väter ihre Nachbarn. (das erinnerte mich sofort an das berühmte "Fulda-Gap" des kalten Krieges, und auch heute rüstet man ja gegen die dräuende Gefahr aus dem Osten auf. Aus der Geschichte könnte man wenn man wollte, gut lernen.)













Abends erwartete uns in Sepolno Krajenskie ein besonderes Highlight: Trotz Buchungsbestätigung war kein einziges Zimmer frei ...

In Cojnice / Konitz in Westpreussen fanden wir dann ein Hotel, und auch Speise und Trank in lautstarker Umgebung: Es wurde gerade ein 18ter Geburtstag auf polnisch gefeiert.


Pisz / Johannisburg: der Marktplatz
19.08.2018

Über die Weichsel, an Stargard und  Malbork / Marienburg vorbei und durch unendlich viele Wälder bis nach Pisz.
In der Pension trafen wir auf die liebe Elzbieta, aus Myslenice bei Krakau. Sie ist Unternehmensberaterin und hatte in derselben Pension Quartier bezogen, sprach Deutsch und Englisch und begleitete uns abends zum Essen. Die Platky waren ein Erlebnis, zwei riesige Kartoffelpuffer übereinandergelegt, und dazwischen eine Füllung, wahlweise Fleischragout oder auch vegetarisch.
Überhaupt: Polnisches Essen erwies sich immer von hoher Qualität, eine robuste aber immer wohlschmeckende Hausmannskost: Blini (Maultaschen), Bigos (Sauerkraut mit Wurst und Fleischeinlage) und dazu das Tyskie - Bier wogegen das bayerische Bier eine labberige Soße ist.



abendliche Runde in Wojszyn

Polnische Gastfreundschaft ...
20.08.2018:

Die nächste Etappe führte von Pisz nach  Wojszyn.

Wunderschöne Sandpisten waren inbegriffen.












Am Ziel erwartete uns ein kompletter Bauernhof mit Scheunen als Unterkunft.
Die abendliche Verpflegung stellten wir in einem EDEKA - ähnlichen kleinen Supermarkt der Kette Lewiathan sicher - hier gab es alles was das Herz begehrte, und Sprachbarrieren wurden durch das herzliche Wesen der Anwesenden überwunden. Schon fast eine Gaudi wurde es als uns erklärt wurde wie wir das Pfand für einen Träger Tyskie (Leerung war zu 6 Leuten kein Problem!) wieder zurück bekommen würden.



















... und damit wir nicht verhungern brachte uns die Besitzerin diese wohlgefüllten Körbe mit frisch geernteten Früchten und Gemüsen.








 

Fähre über den Narew


21.08.2018

Nach einem opulenten Frühstück verließen wir Wojszyn und querten den Fluss Narew / Nare mit einer gemütlich vor sich hin tuckernden Fähre..

























So manchen stillen Forst machten wir unsicher ...





















NIE fahre man in eine Senke wo nicht gewiss ist, dass man aus der auch wieder raus kommt.

Kurz nach dieser Aufnahme reisst die Dokumentation mal etwas ab, es war nicht leicht 3 vollbeladene Gespanne einen steil ansteigenden Waldweg wieder hoch zu bugsieren. Mischas Kupplung stank sehr und musste nachgestellt werden.

Das Gespann mit Beiwagenantrieb hatte es da leichter.

Leicht gestresst erreichten wir unser Etappenziel Zaluz am Fluss San, ukrainisch 
Сянdeutsch Saan.
Der Fluss San ist an dieser Stelle angeblich der weltbeste Platz zum Fliegenfischen, wie uns der englischsprachige Besitzer des Anwesens sagte. Tatsächlich waren andere Gäste morgens bereits in Fischerkombis zu sehen.
Im ersten Weltkrieg war das die Front zwischen Österreich-Ungarn und Russland. Aufgrund von Nachschubproblemen hungerten beide Armeen und plünderten zuerst die Zivilbevölkerung aus. 70% der Bevölkerung dess Landstrichs wurden dadurch ausgerottet.



vor unfreundlichen Mitlebewesen wird gewarnt ...
21.08.2018:

Der freundliche Herr des Hauses riet uns zu einem Ausflug auf die Anhöhe
Bezmiechowa Górna.
Hier hatte schon in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts der Segelflug eines seiner Zentren. Praktischerweise werden hier die Segler etwas angeschubst und rollen dann den Berg herunter. Dabei gewinnen sie das zum Abheben nötige Tempo.

Später zieht ein Geländewagen sie wieder den Berg hinauf.

Im Hintergrund bereits die Berge der Ukraine.












Vor unfreundlichen Mitlebewesen wird gewarnt....




























Vor unfreundlichen Mitlebewesen wird gewarnt....










Von hier ging es weiter nach Zakopane..

22.08.2018:

Zakopane erwies sich als wegen der Urlaubszeit völlig überlaufener Touristenmagnet und Mittelpunkt für Wanderer und Bergsteiger.

Die Holzhäuschen in einigen noch erhaltenen Stadtvierteln von Zakopane sind sehenswert.

Nett waren die Pferdewagen anzusehen, mit ihren auf goralisch / ländlich getrimmten Kutschern - die erinnern mich an die Foto-Bayern auf dem Münchner Marienplatz.

Dass wir allerdings auf aktive Ölfelder am Fuß der Hohen Tatra stoßen würden war für mich als Oberbayer eine Sensation. Die Kumpel wussten aber zu berichten , dass es sowas auch in Deutschland noch gibt. (wenn das die Amis erfahren wirds bald einen Regime-Change geben ...)


23.08.2018

Unermüdlich tuckerten wir am nächsten Tag weiter: Am Orava / Arwa Stausee vorbei, eine Gegend die ich Jahre vorher bereits durchquert hatte.  Die wunderbare Burg Oravski Hrad (wo der Film Dragonheart II gedreht wurde) ließen wir links liegen, die Dampfeisenbahnen der niederen Tatra blieben rechts.














Unser Ziel war Kromeritz / Kremsier in der tschechischen Republik.

In Kromeritz hatten wir eine nette Altbauwohnung gebucht. Die Motorräder durften sich im geschützten Innenhof erholen.

Das tschechische Bier hält ungefähr den gewohnten Standard des polnischen ein - die Palatschinken in Kromeritz waren allerdings nahezu unschlagbar.


24.08.2018

Von Kromeritz nach Budweis:
Eine Bisonzucht (keine Wisente!) am Weg.











Hostinec "U Hofhanzlú" nahe Budweis war meine letzte Station auf unserer Reise..

Die Freunde wohnen weiter westwärts in Deutschland, ich als Südländer zweigte über Österreich in Richtung Mühldorf am Inn ab und erreichte am nachmittag Haus und Hof in Penzberg.


Fazit:
Polen ist ein wunderbares Land, die Leute sind immer freundlich und hilfsbereit, die elenden Kapitel der deutschen Geschichte sind präsent, aber nie führt das zu unguten Stimmungen.
Die Landschaften sind abwechslungsreich und immer sehenswert. Herrlich die masurische Seenplatte, großartig die Gegend der Vorkarpaten um
Bezmiechowa Górna. Die Karpaten und die Hohe Tatra selber muss man wohl garnicht erst erwähnen.
Das Essen ist wie erwähnt bodenständig und gut, und nach meiner Erfahrung immer qualitativ sehr hochwertig. Für ihr Eis (Lody) sind die Polen eh berühmt, ich hatte den Eindruck, dass hier keine 08/15-Pampe präsentiert wird, sondern Hausgemachtes.
Geldautomaten und Tankstellen sind völlig problemlos, eine dichte Versorgung ist gewährleistet.
Auffällig ist auch, dass das Mobilfunk - Netz (ich habe Telekom/Congstar) überall einwandfrei funktioniert, wesentlich besser jedenfalls als in Deutschland. Funklöcher habe ich nicht erlebt.

In diesem Ausnahme - Sommer hatten wir ununterbrochen sehr gutes Wetter, manchmal schon fast etwas zu heiß.

Ich kenne mich in Mittelitalien ja recht gut aus, im Vergleich:

Italien geht in den Kopf, Polen geht direkt mitten ins Herz.


Ansonsten war da nur das Lächeln welches mein Mischa und die anderen Gespanne auf die Gesichter der Passanten zauberten.
Jung und Alt fanden das offenbar toll, überall wurde gewunken, geblinkt, und wenn wir irgendwo anhielten gab es sofort Fragen und einen kleinen Plausch mit Händen und Füßen, hier und da wurde das Telefon gezückt und noch eben schnell ein Spezi angerufen er möge kommen und sich die Sache ansehen.